März 5, 2021 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Jenseits des Diesseits – Ein Beitrag zur Narration und Narrativierung von Zeit(enthobenheit)
Soeben ist das Themenheft 9 der Beiträge zur mediävistischen Erzählforschung (BmE) zum Thema ›ZeitRahmenÜberschreitungen im vormodernen Erzählen‹ erschienen, herausgegeben von Amelie Bendheim und Martin Sebastian Hammer. Darin findet sich ein Beitrag von Sebastian Holtzhauer, der der Frage nachgeht, wie die differenten Zeitvorstellungen von Diesseits und Jenseits in der lateinischen Navigatio sancti Brendani abbatis und deren deutschen Übersetzungen sowie im Mönch Felix erzählt werden. Textüber- greifend werden intra- wie extradiegetische ›Rahmenüberschreitungen‹ bewusst eingesetzt, um Übergänge zwischen Raum-Zeit-Kontinuen darzustellen. Innerhalb der Erzählwelt kommen Anomalien zum Tragen, die sich zum Teil auch auf die Welt der Rezipierenden erstrecken. Diese Transgressionen kommen einerseits durch das lateinische Tempussystem (Navigatio) zustande, andererseits durch aktualisierende Umarbeitungen, die das Geschehen in einem ganz bestimmten Kloster verortet wissen wollen (Mönch Felix).
Das Titelbild stammt von Pete Linforth und steht zur freien kommerziellen Nutzung auf Pixabay bereit (online).
Die Staatsbibliothek zu Berlin und die Universitätsbibliothek Leipzig veranstalten vom 3. Mai bis zum 1. Juli 2021 einen digitalen Transkribathon zu theologischen Handschriften des Mittelalters. In dem offenen Crowd-Sourcing-Projekt mit begleitendem Vortrags- und Workshop-Programm sollen TEI-codierte Volltexte erstellt werden, die in verschiedenen Digital Humanities-Kontexten nachgenutzt werden können.
Heute ist der dritte Band der Beiträge zur mediävistischen Erzählforschung (BmE) erschienen – und mit ein Aufsatz von Sebastian Holtzhauer, der sich mit den Papistischen Lügen von Hieronymus Rauscher befasst und (kosten)frei zugänglich ist. An repräsentativen Fallbeispielen aus den Papistischen Lügen zeigt der Autor dabei auf, wie der protestantische Theologe Hieronymus Rauscher die Zeitvorstellungen (spät)mittelalterlicher Legenden- und Mirakelerzählungen in polemisch-rationaler Manier kommentiert. Dies geschieht ausschließlich in den Paratexten (Randglossen und ›Erinnerungen‹) seines Werks, wo Rauscher an einer linearen ›Handlungszeit‹ ausgerichtete Maßstäbe von Plausibilität und Wahrscheinlichkeit an die erzählte Zeit der von ihm ausgewählten Wunder ansetzt. Durch ihre eigentümliche Kritik an der ›Wunderzeit‹ distanzieren sich die weithin rezipierten Papistischen Lügen nicht nur vom Wunderglauben der Katholiken, sondern zugleich auch von einer vormodernen Erzählweise.
Ende Mai wurde „ediarum.MEDIAEVUM“, die vom interakademischen Projekt „Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch“ in Augsburg in Zusammenarbeit mit der Berliner Arbeitsstelle entwickelte digitale Arbeitsumgebung für die Edition mittelalterlicher Texte, nun in einer ersten Version veröffentlicht. „ediarum.MEDIAEVUM“ kann hier heruntergeladen werden.
Januar 20, 2020 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Tagung „‚Erforscht wird alles, was erzählt‘? Erzählforschung aus mediävistischer Perspektive“, 20. und 21. Februar (Braunschweig)
Ort: Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte, Hörsaal im EG, Fallersleber-Tor-Wall 23, 38100 Braunschweig
Mit
der Erzählforschung hat die germanistische Mediävistik in den letzten Jahren
einen eigenen Begriff geprägt, der sich von der allzu strukturalistischen
Narratologie abzugrenzen wünscht. Ursprünglich stammt der Begriff aus der
volkskundlichen Erzählforschung (bspw. den Arbeiten von Vladimir Propp zur
Morphologie von Märchen), soll aber stärker inklusiv gebraucht werden:
„Erforscht wird alles, was erzählt“ (von Contzen 2018). An dieser
Begriffsprägung orientieren sich auch die von Albrecht Hausmann und Anja Becker
seit 2018 online herausgegebenen „Beiträge zur mediävistischen
Erzählforschung“. In der letzten Dekade sind viele Beiträge erschienen, die
sich mit den Texten, Termini und Theorien der Erzählforschung aus einer spezifisch
‚historisch-synchronen‘ (von Contzen 2018) Perspektive befassen.
Die 2. Tagung des [PostDoc] Netzwerk Nord im Verbund Mittelaltergermanistik Nord (MGN) möchte sich diesen aktuellen Ansätzen zur Erzählforschung widmen.
Um Anmeldung für die
Tagung wird bis zum 10. Februar 2020
gebeten an:
Die Tagung
findet mit freundlicher Unterstützung des Instituts für Germanistik der TU
Braunschweig (Lehrstuhl Prof. Dr. Regina Toepfer) statt. Es fällt keine Tagungsgebühr an.
Sebastian
Holtzhauer (Uni Osnabrück/Uni Augsburg), Nadine Lordick (TU Braunschweig),
Jeremias Othman (TU Braunschweig), Anabel Recker (Uni Göttingen), Sarah
Katharina Rose (Uni Hamburg)
Tagungsprogramm
Donnerstag, 20.
Februar 2020
ab 14.30 Uhr
Ankunft
15.00–15.15 Uhr
Begrüßung
15.15–16.00 Uhr
Martin Sebastian Hammer (Oldenburg/Wuppertal):Histoire, discours – narration. Zur (vergessenen) Ternarität des
Genetteschen Modells
und deren mediävistischer Relevanz
Moderation: Sebastian
Holtzhauer (Osnabrück/Augsburg)
16.00–16.45 Uhr
Anabel Recker (Göttingen):Stimme und Modus im ‚Meleranz‘ des
Pleier
Moderation: Sebastian
Holtzhauer (Osnabrück/Augsburg)
16.45–17.00 Uhr
Pause
17.00–17.45 Uhr
Julika Moos (Göttingen):Tratschtanten und Schwindler.
Unzuverlässiges Erzählen im höfischen Roman?
Moderation: Sebastian Holtzhauer
(Osnabrück/Augsburg)
19.30 Uhr
Gemeinsames Abendessen im ,Sultana‘
Freitag, 21. Februar
2020
9.00–09.45 Uhr
Nadine
Lordick (Braunschweig):Aller Heiligkeit Ursprung: Maria
im ‚Passional‘
Moderation: Sarah Katharina Rose (Hamburg)
09.45–10.30 Uhr
Mareike von
Müller (Göttingen):Überwindungsfiguren. Techniken des
Anerzählens gegen narrative Sinnstrukturen im ‚Ötenbacher Schwesternbuch‘
Moderation: Sarah Katharina Rose (Hamburg)
10.30–11.00 Uhr
Pause
11.00–11:45 Uhr
Hannah Rieger
(Kiel):Zum Teufel
mit der Rhetorik. Zu den ‚Teufelsprozessen‘ und zum ‚Reynke de Vos‘ (1498)
unter dem Blickwinkel von Gert Hübners ‚praxeologischer Narratologie‘
Moderation: Sarah Katharina Rose (Hamburg)
11.45–12.30 Uhr
Zusammenführende
Diskussion: „Erforscht wird alles, was erzählt“?
Moderation: Anabel Recker (Göttingen)
12.30–13.15 Uhr
Pause
13.15–14.00 Uhr
Jeremias Othman (Braunschweig):Workshop mit
Diskussion: Mediävistik in der Schule
Juni 20, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Projekt „Der Klang der Bibel – Der Österreichische Bibelübersetzer auf dem Akademientag 2019“
Auf dem Akademientag 2019 in Mainz, der unter dem Motto „Der Klang Europas“ stand, war auch das Akademienprojekt „Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch“ vertreten. Das Konzept zum „Klang der Bibel“ stammt von Dr. Elke Zinsmeister (BBAW, Berlin) und wurde durch sie sowie durch Dr. Angila Vetter (BAdW, Augsburg; technische Umsetzung) und Simon Lemm (BBAW, Berlin) umgesetzt sowie vor Ort präsentiert.
„Während es schon früh Übersetzungen der Bibel in östliche Sprachen wie das Syrische gab, erklang im westlichen Europa die Heilige Schrift über Jahrhunderte beinahe nur auf Lateinisch. Dies ändert sich im Spätmittelalter. Dank des namenlosen Österreichischen Bibelübersetzers oder Theologen wie Jan Hus und John Wyclif wird das wichtigste Buch der Christenheit auch in den westlichen Volkssprachen zugänglich. Lauschen Sie hier, wie sich die Bibel anhören kann.“
Homepage des Projekts „Der Klang der Bibel“
Neben Sprachen wie dem Syrischen, dem Niederländischen und dem Arabischen ist die Bibel auch auf Isländisch zu hören, das unter anderem von Sebastian Holtzhauer eingelesen wurde. Mehr Informationen zum Prediger Salomo aus der Gudbrandsbibel sind hier zu finden.
V.l.n.r.: Dr. Elke Zinsmeister, Simon Lemm, Dr. Angila Vetter auf dem Akademientag in Mainz am 17. Juni 2019Die Homepage zum Projekt „Der Klang der Bibel“
Mai 15, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Tagung „Brandan in europäischer Perspektive. Wandel textueller und bildlicher Repräsentationen eines Heiligen im Kontext / Brendan in European perspective. Changing textual and pictorial representations of a saint“, Flensburg (5. und 6. September 2019)
Ort: Europa-Universität Flensburg, Gebäude Helsinki, Auf dem Campus 1a, D-24943 Flensburg (R. 164 / R. 165)
Die
lateinischen und volkssprachlichen Geschichten um den irischen
Seefahrerheiligen Brendan(us)/Brandan(us) (ca. 483 bis 575 n. Chr.)
verbreiteten sich im Mittelalter wie ein Lauffeuer. Ihre Faszination hielt bis
weit in die Frühe Neuzeit an und wirkt bis in die Gegenwart hinein. Immer
wieder forderte der irische Abt große Denker und Entdecker wie Vinzenz von
Beauvais, Christoph Kolumbus und nicht zuletzt auch Umberto Eco zu einer
intensiven Beschäftigung mit ihm und seinen literarisch geschilderten
Erlebnissen um die Entdeckung der terra
repromissionis sanctorum, der Insel der Seligen, heraus. Seine Geschichten
finden sich in vielen Sprachen mehr oder weniger frei übersetzt oder auch
dichterisch anverwandelt. Im Mittelalter sind neben den inzwischen über 140
bekannten Handschriften der lateinischen Navigatio
sancti Brendani abbatis auch Übersetzungen, Adaptationen und andere Arten
der Translation in unzähligen europäischen Volkssprachen erhalten, darunter auf
Anglo-Normannisch, Altnordisch, Italienisch, Katalonisch, Mittelniederländisch sowie
Mittel- und Niederdeutsch. Aus literatur- und kulturgeschichtlicher Perspektive
hat man es mit recht unterschiedlichen Transfer- und Adaptationsprozessen sowie
einer auch für die Vormoderne erstaunlichen Intermedialität zu tun. Mit der
Verbreitung von Irland aus über einen Großteil des westeuropäischen
Kontinentalfestlands und dem allerorts parallel verlaufenden Wechsel von der
Gelehrtensprache in die Volkssprachen gehen auch Phänomene wie ein sich
wandelndes Zielpublikum sowie veränderte geistes- und sozialgeschichtliche Kontexte
einher; räumliche Aspekte sind genauso betroffen wie sprachliche, soziale und
mediale. (Vor)gelesen wurden Brandan-Geschichten seit dem Hochmittelalter nicht
mehr nur in Klöstern, sondern auch an Fürstenhöfen; im Spätmittelalter und in
der Frühen Neuzeit zunehmend auch in den Bürgerhäusern der Städte sowie im
Kreis von Handwerkern und Seefahrern.
Um
diesen komplexen Prozessen wissenschaftlich adäquat zu begegnen, muss man sich
vielfältigen strukturellen und methodischen Problemen stellen. Ziel der durch
die Fritz Thyssen Stiftung geförderten Tagung ist es daher, den
Überlieferungskomplex um den Seefahrerheiligen unter inter- und
transdisziplinärer Perspektive und aktuelleren theoretischen Vorzeichen zu
behandeln. Das Hauptaugenmerk gilt dabei dem in neuerer Zeit in der Mediävistik
und Frühneuzeitforschung so bedeutsamen Forschungsparadigma der
(Re-)Kontextualisierung und Intermedialität vormoderner Kulturen, aber auch in
der Brandan-Forschung bisher kaum beachteten kultur- und motivgeschichtlichen
sowie narratologischen Aspekten. Die Beiträge der Tagung schließen an diese
Neuausrichtung der Forschung bewusst an, um sie für eine Neuorientierung der
Brandan-Philologie nutzbar zu machen und, mehr noch, eine die philologische
Beschäftigung transzendierende, kultur- und medienwissenschaftlich
ausgerichtete Erforschung der Brandan-Tradition anzustoßen bzw. die bereits
vorhandenen Neuansätze zu bündeln.
Für
Gäste der Tagung können wir auf ein begrenztes Kontingent an
Einzelbettzimmern im „Hotel Alte Post“ in Flensburg für die Nacht vom 5.
auf den 6. September 2019 zu vergünstigten Bedingungen zurückgreifen (https://www.ap-hotel-flensburg.de). Bitte
melden Sie sich bis spätestens zum 1. Juni 2019, wenn Interesse daran
besteht, dieses Kontingent in Anspruch zu nehmen.
Jörn
Bockmann (Europa-Universität Flensburg), Sebastian Holtzhauer (Universität
Osnabrück), den 13.05.2019
Tagungsprogramm
/ Conference programme
Donnerstag
/ Thursday, 5. September 2019
ab / from 14.15 Uhr
Individuelle Anreise / Arrival, Tagungsbüro / Conference Office
Europa-Universität-Flensburg, R. 164 / R. 165
15.00–15.30 Uhr
Begrüßung und Einführung / Welcoming address and introduction:
Grußwort des Vizepräsidenten für Forschung der Europa-Universität
Flensburg / Grand opening from the Vice President for Research of the
Europa-Universität Flensburg, Prof. Dr. Jürgen Budde
Begrüßung und Einführung durch die Organisatoren / Welcoming
address and introduction by the conference organizers
Sektion I /
section I: Motivgeschichtliche und
narratologische Aspekte / Aspects of
motif history and narratology (Moderation: Sebastian Holtzhauer)
15.30–16.30 Uhr
Dorothy Ann Bray (Montreal): When Brendan
met Brigit. A Contest of Sea Monsters and Holiness
16.30–17.00 Uhr
Kaffeepause / coffee break
17.00–18.00 Uhr
Christoph
Fasbender (Chemnitz): Der Zaumdieb
18.00–19.00 Uhr
Simone Loleit (Duisburg-Essen): Gebote,
Verbote, Warnungen. Brandans Kommunikation mit den Mönchen in Johannes
Hartliebs Navigatio-Übersetzung
20.00 Uhr
Abendveranstaltung / evening event:
Vorführung des Films „Flensburger Welt Geschichten“ von Quinka
Stöhr und Fredo Wulf in Anwesenheit der Regisseure mit anschließendem Gespräch,
Empfang und Buffet im Schiffahrtsmuseum Flensburg / Film presentation
„Flensburger Welt Geschichten“ by Quinka Stoehr and Fredo Wulf together with
the directors, followed by a discussion, reception and buffet (Flensburg
Maritime Museum)
Freitag / Friday, 6. September 2019
Sektion II / section II: Überlieferungskontexte und Medialität / Mediality and contexts of tradition (Moderation:
Jörn Bockmann)
9.00–10.00 Uhr
Rossana Guglielmetti (Milano): Reading the Navigatio Brendani in the Middle Ages. Texts and
Contexts
10.00–11.00 Uhr
Sebastian
Holtzhauer (Osnabrück): Der hl. Brandan in Norddeutschland. Zu den
mittelniederdeutschen gedruckten Zeugnissen in Spätmittelalter und Früher
Neuzeit
11.00–11.30 Uhr
Kaffeepause / coffee break
11.30–12:30 Uhr
Andreas
Hammer (Köln): Die
Bildprogramme der Brandan-Legende in ihrem spätmittelalterlichen
Überlieferungskontext
12:30–13.30 Uhr
Mittagspause / lunch break (Buffet im Gebäude / on-site
buffet)
Sektion III / section III: Kulturgeschichtliche
Kontexte / Contexts of cultural history (Moderation: Elke Koch)
13.30–14.30 Uhr
Alessandro Scafi (London): Leaving
the Sail Spread and Shipping the Rudder. Saint
Brendan’s Island on European Maps
14.30–15.30 Uhr
Clara Strijbosch (Utrecht): Brandans Reisen – ohne Ende
15.30–16.30 Uhr
Katja Weidner
(Freiburg i. Br.): Klösterliche
Jenseitsimaginationen. Brendans Sitz im Leben
16.30–17.00 Uhr
Abschlussdiskussion und Verabschiedung / Concluding discussion and farewell to the participants
Der Besuch in der Bibliothek der Hansestadt Lübeck förderte kürzlich einige neue Zeugnisse zum Heiligen Brandan zutage. In drei Heiligenkalendern aus dem 15. Jahrhundert fand sich sein Festtag (siehe die Bilder weiter unten), und im Missale Lubicense (1486), das auch als Digitalisat online steht (Exemplar I.-K. 877 der Bibliothek der Hansestadt Lübeck), ist eine lateinische Brandan-Messe verzeichnet.
Welche literarhistorischen Implikationen mit seiner Verehrung in Lübeck in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verbunden sind, ist demnächst in einem Aufsatz von Sebastian Holtzhauer im Tagungsband zur Tagung „Artus in Stade. Prozesse der Konstruktion und Transformation regionaler Identität im norddeutschen Raum“, die vom 31. Mai bis 2. Juni 2018 im Kloster Wöltingerode stattfand und vom Verbund Mittelaltergermanistik Nord (MGN) organisiert wurde, nachzulesen. Der Titel des Beitrags lautet: „Die mittelniederdeutschen Brandaniana. Eine überlieferungs-, text- und kulturgeschichtliche Untersuchung zum Hl. Brandan und seinen Zeugnissen im norddeutschen Raum des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit“.
Am 7. März 2019 erhielt Sebastian Holtzhauer für seine Dissertation mit dem Titel „Die Reise eines Heiligen durch Zeit und Raum. Untersuchungen ausgewählter Retextualisierungen des Brandan-Corpus von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert samt einer Edition der Münchener Prosafassung der Reise des hl. Brandan (Pm)“ den auf 1000 Euro dotierten Verlags-Förderpreis der Universität Osnabrück im Akademischen Jahr 2018/2019.
Die Universität Osnabrück vergibt jedes Jahr mehr als 20 verschiedene Förderpreise. Regionale und überregionale Stifter zeichnen dabei herausragende Promotions-, Examens- und Studienleistungen in unterschiedlichen Disziplinen aus. Nominiert werden Förderpreis-Stipendiaten von ihren Professorinnen und Professoren.
Februar 24, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Publikation „Textgeschichte(n). Retextualisierungsstrategien und Sinnproduktion in Sammlungsverbünden. Der Willehalm in kontextueller Lektüre“
Angila Vetter liefert mit ihrer Dissertation eine in jeder Hinsicht mustergültige Untersuchung zum Willehalm Wolframs von Eschenbach. Die Beobachtungen zu den Überlieferungsverbünden in den Handschriften und Fragmenten werfen ein völlig neues Licht auf den Willehalm selbst und helfen in einem größeren Rahmen, vormoderne Retextualisierungsstrategien besser zu verstehen.
Nur ein einziges Mal ist der Willehalm Wolframs von Eschenbach allein überliefert, sonst präsentiert er sich stets in Verbindung mit anderen Texten in Sammelhandschriften. Zahlenmäßig dominiert die Überlieferung der sogenannte ‚Willehalm-Zyklus‘, der Wolframs Text in Kombination mit den Ergänzungsdichtungen Ulrichs von dem Türlin (Arabel) und Ulrichs von Türheim (Rennewart) zeigt. Während dieser Zyklus in seinen Formen und Funktionen gut erschlossen ist, stellt die Erforschung der übrigen Überlieferungsverbünde des Willehalm, die ihn mit ganz unterschiedlichen geistlichen und weltlichen Erzähltexten kontextualisieren, ein Forschungsdesiderat dar. Die Arbeit verbindet literaturästhetisch-poetologische Herangehensweisen und Erkenntnisse editionsphilologischer Verfahren der Material Philology sowie der Überlieferungsgeschichtlichen Methode. Sie geht den Lektüreangeboten der Arrangements des Willehalm mit weiteren Texten in den Sammlungsverbünden nach und zeigt über die kontrastive Darstellung die Bedeutungspotentiale dieses Werks in neuen Zusammenhängen.