Juni 20, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Projekt „Der Klang der Bibel – Der Österreichische Bibelübersetzer auf dem Akademientag 2019“
Auf dem Akademientag 2019 in Mainz, der unter dem Motto „Der Klang Europas“ stand, war auch das Akademienprojekt „Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch“ vertreten. Das Konzept zum „Klang der Bibel“ stammt von Dr. Elke Zinsmeister (BBAW, Berlin) und wurde durch sie sowie durch Dr. Angila Vetter (BAdW, Augsburg; technische Umsetzung) und Simon Lemm (BBAW, Berlin) umgesetzt sowie vor Ort präsentiert.
„Während es schon früh Übersetzungen der Bibel in östliche Sprachen wie das Syrische gab, erklang im westlichen Europa die Heilige Schrift über Jahrhunderte beinahe nur auf Lateinisch. Dies ändert sich im Spätmittelalter. Dank des namenlosen Österreichischen Bibelübersetzers oder Theologen wie Jan Hus und John Wyclif wird das wichtigste Buch der Christenheit auch in den westlichen Volkssprachen zugänglich. Lauschen Sie hier, wie sich die Bibel anhören kann.“
Homepage des Projekts „Der Klang der Bibel“
Neben Sprachen wie dem Syrischen, dem Niederländischen und dem Arabischen ist die Bibel auch auf Isländisch zu hören, das unter anderem von Sebastian Holtzhauer eingelesen wurde. Mehr Informationen zum Prediger Salomo aus der Gudbrandsbibel sind hier zu finden.
V.l.n.r.: Dr. Elke Zinsmeister, Simon Lemm, Dr. Angila Vetter auf dem Akademientag in Mainz am 17. Juni 2019Die Homepage zum Projekt „Der Klang der Bibel“
Mai 15, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Tagung „Brandan in europäischer Perspektive. Wandel textueller und bildlicher Repräsentationen eines Heiligen im Kontext / Brendan in European perspective. Changing textual and pictorial representations of a saint“, Flensburg (5. und 6. September 2019)
Ort: Europa-Universität Flensburg, Gebäude Helsinki, Auf dem Campus 1a, D-24943 Flensburg (R. 164 / R. 165)
Die
lateinischen und volkssprachlichen Geschichten um den irischen
Seefahrerheiligen Brendan(us)/Brandan(us) (ca. 483 bis 575 n. Chr.)
verbreiteten sich im Mittelalter wie ein Lauffeuer. Ihre Faszination hielt bis
weit in die Frühe Neuzeit an und wirkt bis in die Gegenwart hinein. Immer
wieder forderte der irische Abt große Denker und Entdecker wie Vinzenz von
Beauvais, Christoph Kolumbus und nicht zuletzt auch Umberto Eco zu einer
intensiven Beschäftigung mit ihm und seinen literarisch geschilderten
Erlebnissen um die Entdeckung der terra
repromissionis sanctorum, der Insel der Seligen, heraus. Seine Geschichten
finden sich in vielen Sprachen mehr oder weniger frei übersetzt oder auch
dichterisch anverwandelt. Im Mittelalter sind neben den inzwischen über 140
bekannten Handschriften der lateinischen Navigatio
sancti Brendani abbatis auch Übersetzungen, Adaptationen und andere Arten
der Translation in unzähligen europäischen Volkssprachen erhalten, darunter auf
Anglo-Normannisch, Altnordisch, Italienisch, Katalonisch, Mittelniederländisch sowie
Mittel- und Niederdeutsch. Aus literatur- und kulturgeschichtlicher Perspektive
hat man es mit recht unterschiedlichen Transfer- und Adaptationsprozessen sowie
einer auch für die Vormoderne erstaunlichen Intermedialität zu tun. Mit der
Verbreitung von Irland aus über einen Großteil des westeuropäischen
Kontinentalfestlands und dem allerorts parallel verlaufenden Wechsel von der
Gelehrtensprache in die Volkssprachen gehen auch Phänomene wie ein sich
wandelndes Zielpublikum sowie veränderte geistes- und sozialgeschichtliche Kontexte
einher; räumliche Aspekte sind genauso betroffen wie sprachliche, soziale und
mediale. (Vor)gelesen wurden Brandan-Geschichten seit dem Hochmittelalter nicht
mehr nur in Klöstern, sondern auch an Fürstenhöfen; im Spätmittelalter und in
der Frühen Neuzeit zunehmend auch in den Bürgerhäusern der Städte sowie im
Kreis von Handwerkern und Seefahrern.
Um
diesen komplexen Prozessen wissenschaftlich adäquat zu begegnen, muss man sich
vielfältigen strukturellen und methodischen Problemen stellen. Ziel der durch
die Fritz Thyssen Stiftung geförderten Tagung ist es daher, den
Überlieferungskomplex um den Seefahrerheiligen unter inter- und
transdisziplinärer Perspektive und aktuelleren theoretischen Vorzeichen zu
behandeln. Das Hauptaugenmerk gilt dabei dem in neuerer Zeit in der Mediävistik
und Frühneuzeitforschung so bedeutsamen Forschungsparadigma der
(Re-)Kontextualisierung und Intermedialität vormoderner Kulturen, aber auch in
der Brandan-Forschung bisher kaum beachteten kultur- und motivgeschichtlichen
sowie narratologischen Aspekten. Die Beiträge der Tagung schließen an diese
Neuausrichtung der Forschung bewusst an, um sie für eine Neuorientierung der
Brandan-Philologie nutzbar zu machen und, mehr noch, eine die philologische
Beschäftigung transzendierende, kultur- und medienwissenschaftlich
ausgerichtete Erforschung der Brandan-Tradition anzustoßen bzw. die bereits
vorhandenen Neuansätze zu bündeln.
Für
Gäste der Tagung können wir auf ein begrenztes Kontingent an
Einzelbettzimmern im „Hotel Alte Post“ in Flensburg für die Nacht vom 5.
auf den 6. September 2019 zu vergünstigten Bedingungen zurückgreifen (https://www.ap-hotel-flensburg.de). Bitte
melden Sie sich bis spätestens zum 1. Juni 2019, wenn Interesse daran
besteht, dieses Kontingent in Anspruch zu nehmen.
Jörn
Bockmann (Europa-Universität Flensburg), Sebastian Holtzhauer (Universität
Osnabrück), den 13.05.2019
Tagungsprogramm
/ Conference programme
Donnerstag
/ Thursday, 5. September 2019
ab / from 14.15 Uhr
Individuelle Anreise / Arrival, Tagungsbüro / Conference Office
Europa-Universität-Flensburg, R. 164 / R. 165
15.00–15.30 Uhr
Begrüßung und Einführung / Welcoming address and introduction:
Grußwort des Vizepräsidenten für Forschung der Europa-Universität
Flensburg / Grand opening from the Vice President for Research of the
Europa-Universität Flensburg, Prof. Dr. Jürgen Budde
Begrüßung und Einführung durch die Organisatoren / Welcoming
address and introduction by the conference organizers
Sektion I /
section I: Motivgeschichtliche und
narratologische Aspekte / Aspects of
motif history and narratology (Moderation: Sebastian Holtzhauer)
15.30–16.30 Uhr
Dorothy Ann Bray (Montreal): When Brendan
met Brigit. A Contest of Sea Monsters and Holiness
16.30–17.00 Uhr
Kaffeepause / coffee break
17.00–18.00 Uhr
Christoph
Fasbender (Chemnitz): Der Zaumdieb
18.00–19.00 Uhr
Simone Loleit (Duisburg-Essen): Gebote,
Verbote, Warnungen. Brandans Kommunikation mit den Mönchen in Johannes
Hartliebs Navigatio-Übersetzung
20.00 Uhr
Abendveranstaltung / evening event:
Vorführung des Films „Flensburger Welt Geschichten“ von Quinka
Stöhr und Fredo Wulf in Anwesenheit der Regisseure mit anschließendem Gespräch,
Empfang und Buffet im Schiffahrtsmuseum Flensburg / Film presentation
„Flensburger Welt Geschichten“ by Quinka Stoehr and Fredo Wulf together with
the directors, followed by a discussion, reception and buffet (Flensburg
Maritime Museum)
Freitag / Friday, 6. September 2019
Sektion II / section II: Überlieferungskontexte und Medialität / Mediality and contexts of tradition (Moderation:
Jörn Bockmann)
9.00–10.00 Uhr
Rossana Guglielmetti (Milano): Reading the Navigatio Brendani in the Middle Ages. Texts and
Contexts
10.00–11.00 Uhr
Sebastian
Holtzhauer (Osnabrück): Der hl. Brandan in Norddeutschland. Zu den
mittelniederdeutschen gedruckten Zeugnissen in Spätmittelalter und Früher
Neuzeit
11.00–11.30 Uhr
Kaffeepause / coffee break
11.30–12:30 Uhr
Andreas
Hammer (Köln): Die
Bildprogramme der Brandan-Legende in ihrem spätmittelalterlichen
Überlieferungskontext
12:30–13.30 Uhr
Mittagspause / lunch break (Buffet im Gebäude / on-site
buffet)
Sektion III / section III: Kulturgeschichtliche
Kontexte / Contexts of cultural history (Moderation: Elke Koch)
13.30–14.30 Uhr
Alessandro Scafi (London): Leaving
the Sail Spread and Shipping the Rudder. Saint
Brendan’s Island on European Maps
14.30–15.30 Uhr
Clara Strijbosch (Utrecht): Brandans Reisen – ohne Ende
15.30–16.30 Uhr
Katja Weidner
(Freiburg i. Br.): Klösterliche
Jenseitsimaginationen. Brendans Sitz im Leben
16.30–17.00 Uhr
Abschlussdiskussion und Verabschiedung / Concluding discussion and farewell to the participants
Der Besuch in der Bibliothek der Hansestadt Lübeck förderte kürzlich einige neue Zeugnisse zum Heiligen Brandan zutage. In drei Heiligenkalendern aus dem 15. Jahrhundert fand sich sein Festtag (siehe die Bilder weiter unten), und im Missale Lubicense (1486), das auch als Digitalisat online steht (Exemplar I.-K. 877 der Bibliothek der Hansestadt Lübeck), ist eine lateinische Brandan-Messe verzeichnet.
Welche literarhistorischen Implikationen mit seiner Verehrung in Lübeck in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verbunden sind, ist demnächst in einem Aufsatz von Sebastian Holtzhauer im Tagungsband zur Tagung „Artus in Stade. Prozesse der Konstruktion und Transformation regionaler Identität im norddeutschen Raum“, die vom 31. Mai bis 2. Juni 2018 im Kloster Wöltingerode stattfand und vom Verbund Mittelaltergermanistik Nord (MGN) organisiert wurde, nachzulesen. Der Titel des Beitrags lautet: „Die mittelniederdeutschen Brandaniana. Eine überlieferungs-, text- und kulturgeschichtliche Untersuchung zum Hl. Brandan und seinen Zeugnissen im norddeutschen Raum des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit“.
Am 7. März 2019 erhielt Sebastian Holtzhauer für seine Dissertation mit dem Titel „Die Reise eines Heiligen durch Zeit und Raum. Untersuchungen ausgewählter Retextualisierungen des Brandan-Corpus von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert samt einer Edition der Münchener Prosafassung der Reise des hl. Brandan (Pm)“ den auf 1000 Euro dotierten Verlags-Förderpreis der Universität Osnabrück im Akademischen Jahr 2018/2019.
Die Universität Osnabrück vergibt jedes Jahr mehr als 20 verschiedene Förderpreise. Regionale und überregionale Stifter zeichnen dabei herausragende Promotions-, Examens- und Studienleistungen in unterschiedlichen Disziplinen aus. Nominiert werden Förderpreis-Stipendiaten von ihren Professorinnen und Professoren.
Februar 24, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Publikation „Textgeschichte(n). Retextualisierungsstrategien und Sinnproduktion in Sammlungsverbünden. Der Willehalm in kontextueller Lektüre“
Angila Vetter liefert mit ihrer Dissertation eine in jeder Hinsicht mustergültige Untersuchung zum Willehalm Wolframs von Eschenbach. Die Beobachtungen zu den Überlieferungsverbünden in den Handschriften und Fragmenten werfen ein völlig neues Licht auf den Willehalm selbst und helfen in einem größeren Rahmen, vormoderne Retextualisierungsstrategien besser zu verstehen.
Nur ein einziges Mal ist der Willehalm Wolframs von Eschenbach allein überliefert, sonst präsentiert er sich stets in Verbindung mit anderen Texten in Sammelhandschriften. Zahlenmäßig dominiert die Überlieferung der sogenannte ‚Willehalm-Zyklus‘, der Wolframs Text in Kombination mit den Ergänzungsdichtungen Ulrichs von dem Türlin (Arabel) und Ulrichs von Türheim (Rennewart) zeigt. Während dieser Zyklus in seinen Formen und Funktionen gut erschlossen ist, stellt die Erforschung der übrigen Überlieferungsverbünde des Willehalm, die ihn mit ganz unterschiedlichen geistlichen und weltlichen Erzähltexten kontextualisieren, ein Forschungsdesiderat dar. Die Arbeit verbindet literaturästhetisch-poetologische Herangehensweisen und Erkenntnisse editionsphilologischer Verfahren der Material Philology sowie der Überlieferungsgeschichtlichen Methode. Sie geht den Lektüreangeboten der Arrangements des Willehalm mit weiteren Texten in den Sammlungsverbünden nach und zeigt über die kontrastive Darstellung die Bedeutungspotentiale dieses Werks in neuen Zusammenhängen.
Die beiden ersten Texte – Hrafnkels saga und Íslendingabók – wurden vollständig lemmatisiert und grammatikalisch bestimmt. Darüber hinaus sind alle Wortformen der Texte mit den digital aufgearbeiteten Wörterbüchern von Fritzner und Cleasby / Vigfusson sowie mit der ebenfalls digital vorliegenden Grammatik von Noreen verknüpft. Der Leser kann also bequem durch wenige Klicks die Informationen und Übersetzungen der drei Werke abrufen. Dies bietet Lernenden des Altnordischen die Möglichkeit, in kurzer Zeit relativ viel altnordischen Text durchzuarbeiten und die eigenen Fähigkeiten im Verstehen und Übersetzen auszubauen.
Die Leseausgaben können sehr gut in universitären Lektürekursen eingesetzt werden, weil die Teilnehmer mit ihnen von Woche zu Woche mehr Text vorbereiten können und viele typische Fragen der Altnordisch-Lernenden bereits durch die Verlinkung zu den externen Quellen oder die grammatikalische Annotation beantwortet werden
Rückmeldungen – insbesondere zu Fehlern bei den automatisch gesetzten Links auf die einzelnen Wörterbucheinträge – und Anregungen für weitere Leseausgaben dürfen gern an Dr. Fabian Schwabe gerichtet werden: fabian.schwabe@uni-tuebingen.de.
Auch besteht jederzeit die Möglichkeit, selbst oder zusammen mit Studierenden eine Leseausgabe zu erstellen. Die Grundlage für einen solchen Text ist eine einfache XML-Datei, die man mit ein paar Hinweisen schnell verstehen kann. Die eigentliche Webedition wird schließlich automatisch erzeugt.
Februar 23, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Tagung „Text und Kontext – Text als Kontext. Mittelalterliche Handschriften als Basisgröße einer mediävistischen Literaturwissenschaft“, 25. März 2019 (Osnabrück)
Ort: Raum 41/218 an der Universität Osnabrück, Institut für Germanistik (IfG), Neuer Graben 40, 49074 Osnabrück
Die spezifisch mediale und
materiale Alterität der mittelalterlichen Literatur, die uns in Handschriften
begegnet, kann in einem weiteren Sinne sowohl als Bestandteil einer
mittelalterlichen Kultur als auch als Möglichkeit, diese Kultur zu
rekonstruieren, gelten. Der Gedanke, einen mittelalterlichen Codex holistisch
zu betrachten, egal ob Sammelhandschrift oder zusammengesetzte Handschrift, ist
aus mehreren Gründen naheliegend. Die Texte, die insbesondere in
Sammelhandschriften zusammengetragen wurden, umfassen nicht selten ein
poetisches, theologisches, fachliterarisches oder sonstiges Programm oder
Konzept. Dem zunehmend vehementen Ruf innerhalb der germanistischen
Mediävistik, diese und andere Codices in ihrer Gesamtheit zu betrachten und
daraus Rückschlüsse auf einen einzelnen Text zu ziehen, folgen inzwischen immer
mehr ForscherInnen. Kaum jemand positioniert sich noch offen gegen die
überlieferungsgeschichtliche Methode oder die New Philology bzw. Material
Philology. Doch ein grundlegender „turn“ innerhalb des Faches, der sich vor
allem in der Praxis niederschlagen müsste, ist immer noch nicht in Sicht.
Dabei ist nicht unerheblich, ob
ein Text in einer Einzelhandschrift oder in einer Sammelhandschrift, das heißt,
von anderen Texten umgeben, überliefert wird. Liegt der Sammelhandschrift ein
übergeordnetes Thema oder Konzept zugrunde, können die Texte auf bestimmte Art
und Weise aneinander angeglichen werden, etwa durch ein gemeinsames Layout oder
codexübergreifendes Bildprogramm, sie können auf der textuellen sowie
textgliedernden Ebene aber auch so abgeändert werden, dass inhaltliche Bezüge
deutlicher herausgestellt werden und sich eine bestimmte intendierte Lesart für
die handschriftliche Kompilation als Gesamtes ergibt. Die Zusammenstellung mit
anderen Texten versetzt einen Text in einen je neuen Kontext und kann ihm eine
andere Sinnakzentuierung verleihen, die nicht sichtbar würde, wenn man ihn nur
als Einzeltext betrachtete. Das Format und die Ausstattung sowie die
verwendeten Materialien eines Codex können Anhaltspunkte dafür geben, wie er
gebraucht und von wem er (vor)gelesen wurde, was gerade aus kulturhistorischer
Sicht von immenser Bedeutung ist. Aus mediengeschichtlichem Blickwinkel rückt
zunehmend auch die Epoche des Übergangs von der Handschrift zum Druck in den
Mittelpunkt und damit drängen sich Fragen nach veränderten Arten der
Retextualisierung, aber auch neuen medientechnischen Bedingungen dieser
Retextualisierungsarten in den Vordergrund, etwa der Umstellung von manueller
auf serielle Produktion. In einem weiteren Sinne können auch Gebrauchsspuren späterer
Nutzer (Unter- und Durchstreichungen, Kommentare im Schriftblock wie in den Marginalien
etc.) wichtige Hinweise zur Wahrnehmung des Textes und dem Umgang mit ihm in seiner
vorliegenden Materialisierung liefern. In einer Literaturwissenschaft, die sich
zur Kulturwissenschaft hin öffnet, können Fragen nach der Schichtung und Funktion
von Nutzerspuren durchaus neue Erkenntnisse bringen.
Die Tagung des [postDoc]-Netzwerk Nord, dem Nachwuchsnetzwerk des Verbunds Mittelaltergermanistik Nord, bietet den Teilnehmenden durch Vorträge und einen Workshop die Möglichkeit, Handschriften in ihrer materiellen Bedingtheit als unikale „Textur“ und spezifisch kulturelle Ausdrucksform zu verstehen und zu interpretieren. Gemeinsam sollen die Möglichkeiten und Chancen einer auf den Codex gerichteten mediävistischen Literaturwissenschaft diskutiert werden.
Um Anmeldung wird bis zum 28.
Februar 2019 gebeten an: sebastian.holtzhauer@uni-osnabrueck.de
(Wir bitten bei Interesse zwecks Reservierung um eine Anmeldung für das
Mittagessen, dessen Kosten selbst getragen werden müssten, sowie gegebenenfalls
um Themen, die im Rahmen des Workshops behandelt werden könnten). Eine
Tagungsgebühr fällt nicht an.
Sebastian
Holtzhauer (Universität Osnabrück), Nadine Lordick (TU Braunschweig), Jeremias
Othman (TU Braunschweig), den 11.02.2019
Programm
Montag, 25. März 2019,
Universität Osnabrück (R. 41/218)
ab 9.00 Uhr
Anmeldung im Tagungsraum Uni Osnabrück (R. 41/218)
Manuel Hoder (Braunschweig): Text, Kotext und Kontext. Wechselwirkungen in der Überlieferungsgemeinschaft von Ortnit und Wolfdietrich
Sebastian Holtzhauer (Moderation)
11.00–11.15 Uhr Kaffeepause
11.15–12.00 Uhr
Annkathrin Koppers (Braunschweig): Zwischen Wertevermittlung, Gesellschaftsallegorie und Spielbegeisterung – die Wiener Handschrift 3049
Sebastian Holtzhauer (Moderation)
12.00–12.45 Uhr
Anabel Recker (Göttingen): Meisterliederhandschriften des 15. Jahrhunderts. Überlegungen zum Verhältnis der Wiltener Liederhandschrift und der Kolmarer Liederhandschrift
Jeremias Othman (Braunschweig): Die Frau im rituellen Kontext narrativer Texte Hartmanns von Aue: Zu ritualtheoretischen Ansätzen im Spiegel der Weiblichkeit
Nadine Lordick (Moderation)
14.45–15.30 Uhr
Sebastian Holtzhauer (Osnabrück/Augsburg): Theoretische und praktische Probleme bei der literaturwissenschaftlichen Arbeit mit mittelalterlichen Handschriften – ein Werkstattbericht
Jeremias
Othman (Moderation)
15.30–16.00
Uhr Kaffeepause
16.00–17.30 Uhr
Workshop
17.30–18.00 Uhr
Abschlussdiskussion
Jeremias Othman (Moderation)
ca. 18.00 Uhr
Verabschiedung der TagungsteilnehmerInnen und Abreise