Die beiden ersten Texte – Hrafnkels saga und Íslendingabók – wurden vollständig lemmatisiert und grammatikalisch bestimmt. Darüber hinaus sind alle Wortformen der Texte mit den digital aufgearbeiteten Wörterbüchern von Fritzner und Cleasby / Vigfusson sowie mit der ebenfalls digital vorliegenden Grammatik von Noreen verknüpft. Der Leser kann also bequem durch wenige Klicks die Informationen und Übersetzungen der drei Werke abrufen. Dies bietet Lernenden des Altnordischen die Möglichkeit, in kurzer Zeit relativ viel altnordischen Text durchzuarbeiten und die eigenen Fähigkeiten im Verstehen und Übersetzen auszubauen.
Die Leseausgaben können sehr gut in universitären Lektürekursen eingesetzt werden, weil die Teilnehmer mit ihnen von Woche zu Woche mehr Text vorbereiten können und viele typische Fragen der Altnordisch-Lernenden bereits durch die Verlinkung zu den externen Quellen oder die grammatikalische Annotation beantwortet werden
Rückmeldungen – insbesondere zu Fehlern bei den automatisch gesetzten Links auf die einzelnen Wörterbucheinträge – und Anregungen für weitere Leseausgaben dürfen gern an Dr. Fabian Schwabe gerichtet werden: fabian.schwabe@uni-tuebingen.de.
Auch besteht jederzeit die Möglichkeit, selbst oder zusammen mit Studierenden eine Leseausgabe zu erstellen. Die Grundlage für einen solchen Text ist eine einfache XML-Datei, die man mit ein paar Hinweisen schnell verstehen kann. Die eigentliche Webedition wird schließlich automatisch erzeugt.
Februar 23, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Tagung „Text und Kontext – Text als Kontext. Mittelalterliche Handschriften als Basisgröße einer mediävistischen Literaturwissenschaft“, 25. März 2019 (Osnabrück)
Ort: Raum 41/218 an der Universität Osnabrück, Institut für Germanistik (IfG), Neuer Graben 40, 49074 Osnabrück
Die spezifisch mediale und
materiale Alterität der mittelalterlichen Literatur, die uns in Handschriften
begegnet, kann in einem weiteren Sinne sowohl als Bestandteil einer
mittelalterlichen Kultur als auch als Möglichkeit, diese Kultur zu
rekonstruieren, gelten. Der Gedanke, einen mittelalterlichen Codex holistisch
zu betrachten, egal ob Sammelhandschrift oder zusammengesetzte Handschrift, ist
aus mehreren Gründen naheliegend. Die Texte, die insbesondere in
Sammelhandschriften zusammengetragen wurden, umfassen nicht selten ein
poetisches, theologisches, fachliterarisches oder sonstiges Programm oder
Konzept. Dem zunehmend vehementen Ruf innerhalb der germanistischen
Mediävistik, diese und andere Codices in ihrer Gesamtheit zu betrachten und
daraus Rückschlüsse auf einen einzelnen Text zu ziehen, folgen inzwischen immer
mehr ForscherInnen. Kaum jemand positioniert sich noch offen gegen die
überlieferungsgeschichtliche Methode oder die New Philology bzw. Material
Philology. Doch ein grundlegender „turn“ innerhalb des Faches, der sich vor
allem in der Praxis niederschlagen müsste, ist immer noch nicht in Sicht.
Dabei ist nicht unerheblich, ob
ein Text in einer Einzelhandschrift oder in einer Sammelhandschrift, das heißt,
von anderen Texten umgeben, überliefert wird. Liegt der Sammelhandschrift ein
übergeordnetes Thema oder Konzept zugrunde, können die Texte auf bestimmte Art
und Weise aneinander angeglichen werden, etwa durch ein gemeinsames Layout oder
codexübergreifendes Bildprogramm, sie können auf der textuellen sowie
textgliedernden Ebene aber auch so abgeändert werden, dass inhaltliche Bezüge
deutlicher herausgestellt werden und sich eine bestimmte intendierte Lesart für
die handschriftliche Kompilation als Gesamtes ergibt. Die Zusammenstellung mit
anderen Texten versetzt einen Text in einen je neuen Kontext und kann ihm eine
andere Sinnakzentuierung verleihen, die nicht sichtbar würde, wenn man ihn nur
als Einzeltext betrachtete. Das Format und die Ausstattung sowie die
verwendeten Materialien eines Codex können Anhaltspunkte dafür geben, wie er
gebraucht und von wem er (vor)gelesen wurde, was gerade aus kulturhistorischer
Sicht von immenser Bedeutung ist. Aus mediengeschichtlichem Blickwinkel rückt
zunehmend auch die Epoche des Übergangs von der Handschrift zum Druck in den
Mittelpunkt und damit drängen sich Fragen nach veränderten Arten der
Retextualisierung, aber auch neuen medientechnischen Bedingungen dieser
Retextualisierungsarten in den Vordergrund, etwa der Umstellung von manueller
auf serielle Produktion. In einem weiteren Sinne können auch Gebrauchsspuren späterer
Nutzer (Unter- und Durchstreichungen, Kommentare im Schriftblock wie in den Marginalien
etc.) wichtige Hinweise zur Wahrnehmung des Textes und dem Umgang mit ihm in seiner
vorliegenden Materialisierung liefern. In einer Literaturwissenschaft, die sich
zur Kulturwissenschaft hin öffnet, können Fragen nach der Schichtung und Funktion
von Nutzerspuren durchaus neue Erkenntnisse bringen.
Die Tagung des [postDoc]-Netzwerk Nord, dem Nachwuchsnetzwerk des Verbunds Mittelaltergermanistik Nord, bietet den Teilnehmenden durch Vorträge und einen Workshop die Möglichkeit, Handschriften in ihrer materiellen Bedingtheit als unikale „Textur“ und spezifisch kulturelle Ausdrucksform zu verstehen und zu interpretieren. Gemeinsam sollen die Möglichkeiten und Chancen einer auf den Codex gerichteten mediävistischen Literaturwissenschaft diskutiert werden.
Um Anmeldung wird bis zum 28.
Februar 2019 gebeten an: sebastian.holtzhauer@uni-osnabrueck.de
(Wir bitten bei Interesse zwecks Reservierung um eine Anmeldung für das
Mittagessen, dessen Kosten selbst getragen werden müssten, sowie gegebenenfalls
um Themen, die im Rahmen des Workshops behandelt werden könnten). Eine
Tagungsgebühr fällt nicht an.
Sebastian
Holtzhauer (Universität Osnabrück), Nadine Lordick (TU Braunschweig), Jeremias
Othman (TU Braunschweig), den 11.02.2019
Programm
Montag, 25. März 2019,
Universität Osnabrück (R. 41/218)
ab 9.00 Uhr
Anmeldung im Tagungsraum Uni Osnabrück (R. 41/218)
Manuel Hoder (Braunschweig): Text, Kotext und Kontext. Wechselwirkungen in der Überlieferungsgemeinschaft von Ortnit und Wolfdietrich
Sebastian Holtzhauer (Moderation)
11.00–11.15 Uhr Kaffeepause
11.15–12.00 Uhr
Annkathrin Koppers (Braunschweig): Zwischen Wertevermittlung, Gesellschaftsallegorie und Spielbegeisterung – die Wiener Handschrift 3049
Sebastian Holtzhauer (Moderation)
12.00–12.45 Uhr
Anabel Recker (Göttingen): Meisterliederhandschriften des 15. Jahrhunderts. Überlegungen zum Verhältnis der Wiltener Liederhandschrift und der Kolmarer Liederhandschrift
Jeremias Othman (Braunschweig): Die Frau im rituellen Kontext narrativer Texte Hartmanns von Aue: Zu ritualtheoretischen Ansätzen im Spiegel der Weiblichkeit
Nadine Lordick (Moderation)
14.45–15.30 Uhr
Sebastian Holtzhauer (Osnabrück/Augsburg): Theoretische und praktische Probleme bei der literaturwissenschaftlichen Arbeit mit mittelalterlichen Handschriften – ein Werkstattbericht
Jeremias
Othman (Moderation)
15.30–16.00
Uhr Kaffeepause
16.00–17.30 Uhr
Workshop
17.30–18.00 Uhr
Abschlussdiskussion
Jeremias Othman (Moderation)
ca. 18.00 Uhr
Verabschiedung der TagungsteilnehmerInnen und Abreise