Veranstaltungsort: Universität Hamburg, Überseering 35 (R. 08026) Veranstaltungstag: Freitag, den 15. Juli 2022 Format: ausschließlich in Präsenz Organisation: Sebastian Holtzhauer (Hamburg), Anabel Recker (Braunschweig),Sarah Rose (Hamburg)
Programm
ab 9.30 Uhr: Anreise, Empfang
10.00 – 11.00 Uhr : Miriam Geißmar (Braunschweig): Erzählte Identitäten in Heinrichs von Veldeke ‚Eneasroman‘
11.00 – 12.00 Uhr: Chong Ji (Göttingen): „nu gap der liehte mâne / durch diu wolken sînen glast“. Aufbruch und Abbruch beim Mondschein in Konrads von Würzburg ‚Partonopier und Meliur‘
12.00 – 13.00 Uhr: Mittagspause (Mensa)
13.00 – 14.00 Uhr: Besprechung und Organisation ‚[(Post)Doc]Netzwerk Nord‘
14.00 – 15.00 Uhr: Madita Tambor (Magdeburg): Inszenierungen von Haut in der deutschsprachigen Literatur des Hoch- und Spätmittelalters
15.00 – 16.00 Uhr: Anna-Lena Heckel (Göttingen): Überlegungen zum Geheimnis in Ortolfs von Baierland ‚Arzneibuch‘
16.00 – 16.30 Uhr: Kaffeepause
16.30 – 17.30 Uhr: Natalie Fritz (Braunschweig): Parzival 2.0 – Gamification in der mediävistischen Hochschullehre
Juni 2, 2021 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für CfP: „Meer(deutiges) Erzählen. Thalassale Settings als narrative Projektionsräume des Uneindeutigen in der vormodernen Literatur“
Doppelpanel im Rahmen des 27. Deutschen Germanistentages (25.–28.09.2022, Paderborn)
Themenbereich 2: Phänomenorientierte Zugänge
Konzeption und Leitung des Panels: Dr. Sebastian Holtzhauer (Universität Hamburg), Nadine Jäger, M.A. (Bergische Universität Wuppertal)
Umfang: 240 Minuten
Kaum ein mittelalterlicher oder frühneuzeitlicher erzählender Text längeren Umfangs scheint ohne das Meer auszukommen, sei es als Handlungs-, Imaginations-, (heils-)geschichtlicher, allegorischer oder sonstiger Raum. In seinen vielfältigen literarischen Konzeptualisierungen ist es, eingebunden in unterschiedlichste kulturelle Traditionszusammenhänge, nahezu ubiquitär. In diesem Sinne widmet sich das Doppelpanel der Fragestellung, wie vormoderne Texte und Textgruppen unterschiedlichste Sinnpotenziale des Meeres nutzen, nebeneinanderstellen und gegeneinander ins Feld führen, um Uneindeutigkeiten narrativ zu entfalten. Es möchte ausloten, wie und in welchen Kontexten thalassale Settings eine Diskursivierung des Uneindeutigen ermöglichen.
Dabei rücken zum einen Texte in den Blick, die das Meer zum Handlungsraum ausweiten, um (programmatische) Uneindeutigkeiten in das thalassale Setting zu projizieren bzw. auszulagern: Gottfrieds ‚Tristan‘ etwa hält den Seesturm der Entführungsepisode in der Schwebe zwischen Providenz und Kontingenz, während ‚Mai und Beaflor‘ die Unvorhersehbarkeit nautischer Fortbewegung vereindeutigend in den Kontext des Transzendental-Wunderbaren überführt, das Meer aber zugleich als Ort suizidaler Handlungen präsent hält. Der ‚Münchner Oswald‘ lässt den Raben auf seinen Seereisen in der Wahrnehmung anderer Figuren zwischen gottgesandtem Boten und wildem Tier changieren und auch die ‚Brandan‘-Fassungen weisen eine grundlegende Ambivalenz des Meeres als Ort mit positiven wie negativen Eigenschaften und Bewohnern auf.
Zum anderen eröffnen diejenigen Texte und Textpassagen einen Zugang zum Thema, die Uneindeutigkeiten bspw. auf metapoetischer Ebene anhand des Meeresraums entfalten, so etwa der merwunder-Exkurs in Hartmanns ‚Erec‘. Der thalassale Raum erweist sich dort vor allem als Ort, der zwischen Verfügbarkeit und Unzugänglichkeit schwankt.
Vortragsvorschläge können sich an den folgenden Fragen orientieren: Welche Ausprägungen von Uneindeutigkeit werden in den thalassalen Raum projiziert und welche Bedeutung nehmen sie für den jeweiligen Text als Ganzes ein? Wie und inwiefern wird Uneindeutigkeit im Rahmen thalassaler Settings allererst erzeugt und wie wird ihr (figuren-, erzähler- oder adressatenseitig) begegnet? Welche Funktionalisierungen (Projektions-, Möglichkeits-, Verhandlungs-, Bewältigungsraum etc.) und Inszenierungen bzw. Semantisierungen (Ort göttlicher Wunder, teuflischer Gefahren, des Zufalls etc.) erfährt das Meer als Applikationsort narrativer Uneindeutigkeiten?
Die folgenden Vortragenden konnten bereits gewonnen werden:
PD Dr. Simone Loleit (Essen): Das Meer als multiperspektivischer Raum in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fabeln
Johann Roch, M.A. (Erlangen): Fahrt ins Unwissen? Gestörte Wahrnehmung und die skeptische Herausforderung auf der anderen Seite des Meeres in Konrads von Würzburg ‚Partonopier und Meliur‘
Prof. Dr. Christian Schneider (Osnabrück): Der Wille der Winde. Meeresräume als Orte der Verhandlung von Determination und Freiheit im legendarischen Erzählen des Mittelalters
Prof. Dr. Christiane Witthöft (Erlangen): Wogende Wahrheiten: Nautische Metaphorik im Skepsisdiskurs hochmittelalterlicher Epik (zur hermeneutischen Metapher von mhd. stiure u.a.)
Vorschläge für 20-minütige Vorträge werden in Form eines Abstracts (ca. 350 Wörter) bis zum 15.07.2021 an die beiden Panel-Leitenden Dr. Sebastian Holtzhauer (sebastian.holtzhauer@uni-hamburg.de) und Nadine Jäger (njaeger@uni-wuppertal.de) erbeten. Eine Publikation der Vorträge in gesammelter Form ist in Planung.
Januar 20, 2020 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Tagung „‚Erforscht wird alles, was erzählt‘? Erzählforschung aus mediävistischer Perspektive“, 20. und 21. Februar (Braunschweig)
Ort: Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte, Hörsaal im EG, Fallersleber-Tor-Wall 23, 38100 Braunschweig
Mit
der Erzählforschung hat die germanistische Mediävistik in den letzten Jahren
einen eigenen Begriff geprägt, der sich von der allzu strukturalistischen
Narratologie abzugrenzen wünscht. Ursprünglich stammt der Begriff aus der
volkskundlichen Erzählforschung (bspw. den Arbeiten von Vladimir Propp zur
Morphologie von Märchen), soll aber stärker inklusiv gebraucht werden:
„Erforscht wird alles, was erzählt“ (von Contzen 2018). An dieser
Begriffsprägung orientieren sich auch die von Albrecht Hausmann und Anja Becker
seit 2018 online herausgegebenen „Beiträge zur mediävistischen
Erzählforschung“. In der letzten Dekade sind viele Beiträge erschienen, die
sich mit den Texten, Termini und Theorien der Erzählforschung aus einer spezifisch
‚historisch-synchronen‘ (von Contzen 2018) Perspektive befassen.
Die 2. Tagung des [PostDoc] Netzwerk Nord im Verbund Mittelaltergermanistik Nord (MGN) möchte sich diesen aktuellen Ansätzen zur Erzählforschung widmen.
Um Anmeldung für die
Tagung wird bis zum 10. Februar 2020
gebeten an:
Die Tagung
findet mit freundlicher Unterstützung des Instituts für Germanistik der TU
Braunschweig (Lehrstuhl Prof. Dr. Regina Toepfer) statt. Es fällt keine Tagungsgebühr an.
Sebastian
Holtzhauer (Uni Osnabrück/Uni Augsburg), Nadine Lordick (TU Braunschweig),
Jeremias Othman (TU Braunschweig), Anabel Recker (Uni Göttingen), Sarah
Katharina Rose (Uni Hamburg)
Tagungsprogramm
Donnerstag, 20.
Februar 2020
ab 14.30 Uhr
Ankunft
15.00–15.15 Uhr
Begrüßung
15.15–16.00 Uhr
Martin Sebastian Hammer (Oldenburg/Wuppertal):Histoire, discours – narration. Zur (vergessenen) Ternarität des
Genetteschen Modells
und deren mediävistischer Relevanz
Moderation: Sebastian
Holtzhauer (Osnabrück/Augsburg)
16.00–16.45 Uhr
Anabel Recker (Göttingen):Stimme und Modus im ‚Meleranz‘ des
Pleier
Moderation: Sebastian
Holtzhauer (Osnabrück/Augsburg)
16.45–17.00 Uhr
Pause
17.00–17.45 Uhr
Julika Moos (Göttingen):Tratschtanten und Schwindler.
Unzuverlässiges Erzählen im höfischen Roman?
Moderation: Sebastian Holtzhauer
(Osnabrück/Augsburg)
19.30 Uhr
Gemeinsames Abendessen im ,Sultana‘
Freitag, 21. Februar
2020
9.00–09.45 Uhr
Nadine
Lordick (Braunschweig):Aller Heiligkeit Ursprung: Maria
im ‚Passional‘
Moderation: Sarah Katharina Rose (Hamburg)
09.45–10.30 Uhr
Mareike von
Müller (Göttingen):Überwindungsfiguren. Techniken des
Anerzählens gegen narrative Sinnstrukturen im ‚Ötenbacher Schwesternbuch‘
Moderation: Sarah Katharina Rose (Hamburg)
10.30–11.00 Uhr
Pause
11.00–11:45 Uhr
Hannah Rieger
(Kiel):Zum Teufel
mit der Rhetorik. Zu den ‚Teufelsprozessen‘ und zum ‚Reynke de Vos‘ (1498)
unter dem Blickwinkel von Gert Hübners ‚praxeologischer Narratologie‘
Moderation: Sarah Katharina Rose (Hamburg)
11.45–12.30 Uhr
Zusammenführende
Diskussion: „Erforscht wird alles, was erzählt“?
Moderation: Anabel Recker (Göttingen)
12.30–13.15 Uhr
Pause
13.15–14.00 Uhr
Jeremias Othman (Braunschweig):Workshop mit
Diskussion: Mediävistik in der Schule
Mai 15, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Tagung „Brandan in europäischer Perspektive. Wandel textueller und bildlicher Repräsentationen eines Heiligen im Kontext / Brendan in European perspective. Changing textual and pictorial representations of a saint“, Flensburg (5. und 6. September 2019)
Ort: Europa-Universität Flensburg, Gebäude Helsinki, Auf dem Campus 1a, D-24943 Flensburg (R. 164 / R. 165)
Die
lateinischen und volkssprachlichen Geschichten um den irischen
Seefahrerheiligen Brendan(us)/Brandan(us) (ca. 483 bis 575 n. Chr.)
verbreiteten sich im Mittelalter wie ein Lauffeuer. Ihre Faszination hielt bis
weit in die Frühe Neuzeit an und wirkt bis in die Gegenwart hinein. Immer
wieder forderte der irische Abt große Denker und Entdecker wie Vinzenz von
Beauvais, Christoph Kolumbus und nicht zuletzt auch Umberto Eco zu einer
intensiven Beschäftigung mit ihm und seinen literarisch geschilderten
Erlebnissen um die Entdeckung der terra
repromissionis sanctorum, der Insel der Seligen, heraus. Seine Geschichten
finden sich in vielen Sprachen mehr oder weniger frei übersetzt oder auch
dichterisch anverwandelt. Im Mittelalter sind neben den inzwischen über 140
bekannten Handschriften der lateinischen Navigatio
sancti Brendani abbatis auch Übersetzungen, Adaptationen und andere Arten
der Translation in unzähligen europäischen Volkssprachen erhalten, darunter auf
Anglo-Normannisch, Altnordisch, Italienisch, Katalonisch, Mittelniederländisch sowie
Mittel- und Niederdeutsch. Aus literatur- und kulturgeschichtlicher Perspektive
hat man es mit recht unterschiedlichen Transfer- und Adaptationsprozessen sowie
einer auch für die Vormoderne erstaunlichen Intermedialität zu tun. Mit der
Verbreitung von Irland aus über einen Großteil des westeuropäischen
Kontinentalfestlands und dem allerorts parallel verlaufenden Wechsel von der
Gelehrtensprache in die Volkssprachen gehen auch Phänomene wie ein sich
wandelndes Zielpublikum sowie veränderte geistes- und sozialgeschichtliche Kontexte
einher; räumliche Aspekte sind genauso betroffen wie sprachliche, soziale und
mediale. (Vor)gelesen wurden Brandan-Geschichten seit dem Hochmittelalter nicht
mehr nur in Klöstern, sondern auch an Fürstenhöfen; im Spätmittelalter und in
der Frühen Neuzeit zunehmend auch in den Bürgerhäusern der Städte sowie im
Kreis von Handwerkern und Seefahrern.
Um
diesen komplexen Prozessen wissenschaftlich adäquat zu begegnen, muss man sich
vielfältigen strukturellen und methodischen Problemen stellen. Ziel der durch
die Fritz Thyssen Stiftung geförderten Tagung ist es daher, den
Überlieferungskomplex um den Seefahrerheiligen unter inter- und
transdisziplinärer Perspektive und aktuelleren theoretischen Vorzeichen zu
behandeln. Das Hauptaugenmerk gilt dabei dem in neuerer Zeit in der Mediävistik
und Frühneuzeitforschung so bedeutsamen Forschungsparadigma der
(Re-)Kontextualisierung und Intermedialität vormoderner Kulturen, aber auch in
der Brandan-Forschung bisher kaum beachteten kultur- und motivgeschichtlichen
sowie narratologischen Aspekten. Die Beiträge der Tagung schließen an diese
Neuausrichtung der Forschung bewusst an, um sie für eine Neuorientierung der
Brandan-Philologie nutzbar zu machen und, mehr noch, eine die philologische
Beschäftigung transzendierende, kultur- und medienwissenschaftlich
ausgerichtete Erforschung der Brandan-Tradition anzustoßen bzw. die bereits
vorhandenen Neuansätze zu bündeln.
Für
Gäste der Tagung können wir auf ein begrenztes Kontingent an
Einzelbettzimmern im „Hotel Alte Post“ in Flensburg für die Nacht vom 5.
auf den 6. September 2019 zu vergünstigten Bedingungen zurückgreifen (https://www.ap-hotel-flensburg.de). Bitte
melden Sie sich bis spätestens zum 1. Juni 2019, wenn Interesse daran
besteht, dieses Kontingent in Anspruch zu nehmen.
Jörn
Bockmann (Europa-Universität Flensburg), Sebastian Holtzhauer (Universität
Osnabrück), den 13.05.2019
Tagungsprogramm
/ Conference programme
Donnerstag
/ Thursday, 5. September 2019
ab / from 14.15 Uhr
Individuelle Anreise / Arrival, Tagungsbüro / Conference Office
Europa-Universität-Flensburg, R. 164 / R. 165
15.00–15.30 Uhr
Begrüßung und Einführung / Welcoming address and introduction:
Grußwort des Vizepräsidenten für Forschung der Europa-Universität
Flensburg / Grand opening from the Vice President for Research of the
Europa-Universität Flensburg, Prof. Dr. Jürgen Budde
Begrüßung und Einführung durch die Organisatoren / Welcoming
address and introduction by the conference organizers
Sektion I /
section I: Motivgeschichtliche und
narratologische Aspekte / Aspects of
motif history and narratology (Moderation: Sebastian Holtzhauer)
15.30–16.30 Uhr
Dorothy Ann Bray (Montreal): When Brendan
met Brigit. A Contest of Sea Monsters and Holiness
16.30–17.00 Uhr
Kaffeepause / coffee break
17.00–18.00 Uhr
Christoph
Fasbender (Chemnitz): Der Zaumdieb
18.00–19.00 Uhr
Simone Loleit (Duisburg-Essen): Gebote,
Verbote, Warnungen. Brandans Kommunikation mit den Mönchen in Johannes
Hartliebs Navigatio-Übersetzung
20.00 Uhr
Abendveranstaltung / evening event:
Vorführung des Films „Flensburger Welt Geschichten“ von Quinka
Stöhr und Fredo Wulf in Anwesenheit der Regisseure mit anschließendem Gespräch,
Empfang und Buffet im Schiffahrtsmuseum Flensburg / Film presentation
„Flensburger Welt Geschichten“ by Quinka Stoehr and Fredo Wulf together with
the directors, followed by a discussion, reception and buffet (Flensburg
Maritime Museum)
Freitag / Friday, 6. September 2019
Sektion II / section II: Überlieferungskontexte und Medialität / Mediality and contexts of tradition (Moderation:
Jörn Bockmann)
9.00–10.00 Uhr
Rossana Guglielmetti (Milano): Reading the Navigatio Brendani in the Middle Ages. Texts and
Contexts
10.00–11.00 Uhr
Sebastian
Holtzhauer (Osnabrück): Der hl. Brandan in Norddeutschland. Zu den
mittelniederdeutschen gedruckten Zeugnissen in Spätmittelalter und Früher
Neuzeit
11.00–11.30 Uhr
Kaffeepause / coffee break
11.30–12:30 Uhr
Andreas
Hammer (Köln): Die
Bildprogramme der Brandan-Legende in ihrem spätmittelalterlichen
Überlieferungskontext
12:30–13.30 Uhr
Mittagspause / lunch break (Buffet im Gebäude / on-site
buffet)
Sektion III / section III: Kulturgeschichtliche
Kontexte / Contexts of cultural history (Moderation: Elke Koch)
13.30–14.30 Uhr
Alessandro Scafi (London): Leaving
the Sail Spread and Shipping the Rudder. Saint
Brendan’s Island on European Maps
14.30–15.30 Uhr
Clara Strijbosch (Utrecht): Brandans Reisen – ohne Ende
15.30–16.30 Uhr
Katja Weidner
(Freiburg i. Br.): Klösterliche
Jenseitsimaginationen. Brendans Sitz im Leben
16.30–17.00 Uhr
Abschlussdiskussion und Verabschiedung / Concluding discussion and farewell to the participants
Februar 23, 2019 / Sebastian Holtzhauer / Kommentare deaktiviert für Tagung „Text und Kontext – Text als Kontext. Mittelalterliche Handschriften als Basisgröße einer mediävistischen Literaturwissenschaft“, 25. März 2019 (Osnabrück)
Ort: Raum 41/218 an der Universität Osnabrück, Institut für Germanistik (IfG), Neuer Graben 40, 49074 Osnabrück
Die spezifisch mediale und
materiale Alterität der mittelalterlichen Literatur, die uns in Handschriften
begegnet, kann in einem weiteren Sinne sowohl als Bestandteil einer
mittelalterlichen Kultur als auch als Möglichkeit, diese Kultur zu
rekonstruieren, gelten. Der Gedanke, einen mittelalterlichen Codex holistisch
zu betrachten, egal ob Sammelhandschrift oder zusammengesetzte Handschrift, ist
aus mehreren Gründen naheliegend. Die Texte, die insbesondere in
Sammelhandschriften zusammengetragen wurden, umfassen nicht selten ein
poetisches, theologisches, fachliterarisches oder sonstiges Programm oder
Konzept. Dem zunehmend vehementen Ruf innerhalb der germanistischen
Mediävistik, diese und andere Codices in ihrer Gesamtheit zu betrachten und
daraus Rückschlüsse auf einen einzelnen Text zu ziehen, folgen inzwischen immer
mehr ForscherInnen. Kaum jemand positioniert sich noch offen gegen die
überlieferungsgeschichtliche Methode oder die New Philology bzw. Material
Philology. Doch ein grundlegender „turn“ innerhalb des Faches, der sich vor
allem in der Praxis niederschlagen müsste, ist immer noch nicht in Sicht.
Dabei ist nicht unerheblich, ob
ein Text in einer Einzelhandschrift oder in einer Sammelhandschrift, das heißt,
von anderen Texten umgeben, überliefert wird. Liegt der Sammelhandschrift ein
übergeordnetes Thema oder Konzept zugrunde, können die Texte auf bestimmte Art
und Weise aneinander angeglichen werden, etwa durch ein gemeinsames Layout oder
codexübergreifendes Bildprogramm, sie können auf der textuellen sowie
textgliedernden Ebene aber auch so abgeändert werden, dass inhaltliche Bezüge
deutlicher herausgestellt werden und sich eine bestimmte intendierte Lesart für
die handschriftliche Kompilation als Gesamtes ergibt. Die Zusammenstellung mit
anderen Texten versetzt einen Text in einen je neuen Kontext und kann ihm eine
andere Sinnakzentuierung verleihen, die nicht sichtbar würde, wenn man ihn nur
als Einzeltext betrachtete. Das Format und die Ausstattung sowie die
verwendeten Materialien eines Codex können Anhaltspunkte dafür geben, wie er
gebraucht und von wem er (vor)gelesen wurde, was gerade aus kulturhistorischer
Sicht von immenser Bedeutung ist. Aus mediengeschichtlichem Blickwinkel rückt
zunehmend auch die Epoche des Übergangs von der Handschrift zum Druck in den
Mittelpunkt und damit drängen sich Fragen nach veränderten Arten der
Retextualisierung, aber auch neuen medientechnischen Bedingungen dieser
Retextualisierungsarten in den Vordergrund, etwa der Umstellung von manueller
auf serielle Produktion. In einem weiteren Sinne können auch Gebrauchsspuren späterer
Nutzer (Unter- und Durchstreichungen, Kommentare im Schriftblock wie in den Marginalien
etc.) wichtige Hinweise zur Wahrnehmung des Textes und dem Umgang mit ihm in seiner
vorliegenden Materialisierung liefern. In einer Literaturwissenschaft, die sich
zur Kulturwissenschaft hin öffnet, können Fragen nach der Schichtung und Funktion
von Nutzerspuren durchaus neue Erkenntnisse bringen.
Die Tagung des [postDoc]-Netzwerk Nord, dem Nachwuchsnetzwerk des Verbunds Mittelaltergermanistik Nord, bietet den Teilnehmenden durch Vorträge und einen Workshop die Möglichkeit, Handschriften in ihrer materiellen Bedingtheit als unikale „Textur“ und spezifisch kulturelle Ausdrucksform zu verstehen und zu interpretieren. Gemeinsam sollen die Möglichkeiten und Chancen einer auf den Codex gerichteten mediävistischen Literaturwissenschaft diskutiert werden.
Um Anmeldung wird bis zum 28.
Februar 2019 gebeten an: sebastian.holtzhauer@uni-osnabrueck.de
(Wir bitten bei Interesse zwecks Reservierung um eine Anmeldung für das
Mittagessen, dessen Kosten selbst getragen werden müssten, sowie gegebenenfalls
um Themen, die im Rahmen des Workshops behandelt werden könnten). Eine
Tagungsgebühr fällt nicht an.
Sebastian
Holtzhauer (Universität Osnabrück), Nadine Lordick (TU Braunschweig), Jeremias
Othman (TU Braunschweig), den 11.02.2019
Programm
Montag, 25. März 2019,
Universität Osnabrück (R. 41/218)
ab 9.00 Uhr
Anmeldung im Tagungsraum Uni Osnabrück (R. 41/218)
Manuel Hoder (Braunschweig): Text, Kotext und Kontext. Wechselwirkungen in der Überlieferungsgemeinschaft von Ortnit und Wolfdietrich
Sebastian Holtzhauer (Moderation)
11.00–11.15 Uhr Kaffeepause
11.15–12.00 Uhr
Annkathrin Koppers (Braunschweig): Zwischen Wertevermittlung, Gesellschaftsallegorie und Spielbegeisterung – die Wiener Handschrift 3049
Sebastian Holtzhauer (Moderation)
12.00–12.45 Uhr
Anabel Recker (Göttingen): Meisterliederhandschriften des 15. Jahrhunderts. Überlegungen zum Verhältnis der Wiltener Liederhandschrift und der Kolmarer Liederhandschrift
Jeremias Othman (Braunschweig): Die Frau im rituellen Kontext narrativer Texte Hartmanns von Aue: Zu ritualtheoretischen Ansätzen im Spiegel der Weiblichkeit
Nadine Lordick (Moderation)
14.45–15.30 Uhr
Sebastian Holtzhauer (Osnabrück/Augsburg): Theoretische und praktische Probleme bei der literaturwissenschaftlichen Arbeit mit mittelalterlichen Handschriften – ein Werkstattbericht
Jeremias
Othman (Moderation)
15.30–16.00
Uhr Kaffeepause
16.00–17.30 Uhr
Workshop
17.30–18.00 Uhr
Abschlussdiskussion
Jeremias Othman (Moderation)
ca. 18.00 Uhr
Verabschiedung der TagungsteilnehmerInnen und Abreise