Sebastian Holtzhauer

German Scholar of Medieval Language and Literature

Schlagwort: Zeit

Jenseits des Diesseits – Ein Beitrag zur Narration und Narrativierung von Zeit(enthobenheit)

Soeben ist das Themenheft 9 der Beiträge zur mediävistischen Erzählforschung (BmE) zum Thema ›ZeitRahmenÜberschreitungen im vormodernen Erzählen‹ erschienen, herausgegeben von Amelie Bendheim und Martin Sebastian Hammer. Darin findet sich ein Beitrag von Sebastian Holtzhauer, der der Frage nachgeht, wie die differenten Zeitvorstellungen von Diesseits und Jenseits in der lateinischen Navigatio sancti Brendani abbatis und deren deutschen Übersetzungen sowie im Mönch Felix erzählt werden. Textüber- greifend werden intra- wie extradiegetische ›Rahmenüberschreitungen‹ bewusst eingesetzt, um Übergänge zwischen Raum-Zeit-Kontinuen darzustellen. Innerhalb der Erzählwelt kommen Anomalien zum Tragen, die sich zum Teil auch auf die Welt der Rezipierenden erstrecken. Diese Transgressionen kommen einerseits durch das lateinische Tempussystem (Navigatio) zustande, andererseits durch aktualisierende Umarbeitungen, die das Geschehen in einem ganz bestimmten Kloster verortet wissen wollen (Mönch Felix).

Das Titelbild stammt von Pete Linforth und steht zur freien kommerziellen Nutzung auf Pixabay bereit (online).

Beitrag zu Hieronymus Rauschers „Papistischen Lügen“ erschienen

Heute ist der dritte Band der Beiträge zur mediävistischen Erzählforschung (BmE) erschienen – und mit ein Aufsatz von Sebastian Holtzhauer, der sich mit den Papistischen Lügen von Hieronymus Rauscher befasst und (kosten)frei zugänglich ist. An repräsentativen Fallbeispielen aus den Papistischen Lügen zeigt der Autor dabei auf, wie der protestantische Theologe Hieronymus Rauscher die Zeitvorstellungen (spät)mittelalterlicher Legenden- und Mirakelerzählungen in polemisch-rationaler Manier kommentiert. Dies geschieht ausschließlich in den Paratexten (Randglossen und ›Erinnerungen‹) seines Werks, wo Rauscher an einer linearen ›Handlungszeit‹ ausgerichtete Maßstäbe von Plausibilität und Wahrscheinlichkeit an die erzählte Zeit der von ihm ausgewählten Wunder ansetzt. Durch ihre eigentümliche Kritik an der ›Wunderzeit‹ distanzieren sich die weithin rezipierten Papistischen Lügen nicht nur vom Wunderglauben der Katholiken, sondern zugleich auch von einer vormodernen Erzählweise.

Titelbild: Paris, BnF, Latin 1156B, fol. 133r (Ausschnitt), Rennes, ca. 1430 (Quelle: gallica.bnf.fr / BnF)